Die Vertreibung armenischer Intellektueller aus Konstantinopel/Istanbul am 24. April 1915, vor 110 Jahren, leitete ein bis heute vielfach vergessenes Verbrechen ein: den Völkermord an den Armenier:innen im Osmanischen Reich. Durch Massaker und Deportationen wurden mehr als 1,5 Millionen Armenier*innen ermordet. In der Türkei wird der Genozid nach wie vor von der Regierung geleugnet.
Vor wenigen Jahren, 2022, war Verfolgung und Vertreibung von Armenier:innen plötzlich nicht mehr nur noch ein historisches Ereignis. Aserbaidschan blockierte die mehrheitlich von Armenier:innen bewohnte, völkerrechtlich umstrittene Region Bergkarabach (Arzach), für die Bewohner:innen wurden Lebensmittel und Medikamente knapp. Im September 2023 kam es zu ethnischen Säuberungen, eine Militäroffensive Aserbaidschans zwang mehr als 120.000 ArmenierInnen in die Flucht aus Bergkarabach. Traumatische Erinnerungen an den Völkermord von 1915 und 1916, armenisch „die Aghet“, wurden wach.
Zuletzt gab es zwar 2025 Zeichen der Entspannung zwischen Armenien und Aserbaidschan. Aber was ist davon zu halten?
Am Gorki-Theater in Berlin wird Armenien – seine Erinnerungskultur, seine Gegenwartskunst – im Frühjahr 2025 umfangreich in den Mittelpunkt gerückt. Intendantin Shermin Langhoff kommt nach Innsbruck.
Shermin Langhoff
Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters, Berlin
Katerina Poladjan
Schriftstellerin, lebt in Berlin
Moderation
Tigran Petrosyan
Journalist, taz, ZEIT Online u. a., leitet die Osteuropa-Projekte der taz Panter Stiftung