Jenische leben in vielen Ländern Europas, in Frankeich, Deutschland, Italien, Luxemburg, der Schweiz und auch in Österreich. Der „Europäische Jenische Rat“ schätzt ihre Zahl auf rund 500.000. Die vor allem mündlich tradierte Sprache, das Jenische, wird weiterhin verwendet. Offiziell anerkannt sind die Jenischen nur in der Schweiz, seit 2016 – und dies nach einer Verfolgung bis weit in die 1970er-Jahre: Die systematischen Kindeswegnahmen und Sterilisierungen werden heute als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ eingestuft. Die Schweizer Regierung erkennt das Verdikt nach Völkerrecht an, versucht aber derzeit noch, die rassistische Komponente des völkerrechtlichen Befunds unsichtbar zu machen.
In Österreich wirkt(e) die Verfolgung der Jenischen als „Asoziale“, „Kriminelle“ in der NS-Zeit lange diskriminierend nach. Die Jenischen gehörten nie zu den anerkannten Opfergruppen. Zuletzt gab es Bemühungen, sie als Volksgruppe anzuerkennen, dieses Vorhaben ist jedoch vorerst politisch gescheitert. Vermehrt gibt es politische und kulturelle Initiativen von Jenischen und engagierten Gruppen, die sich für ein Fortleben der jenischen Kultur einsetzen.
Marco Buckovez
Obmann des Vereins Jenische in Österreich
Michael Haupt
Geschäftsführer der Initiative Minderheiten Tirol,
Co-Gründer eines Jenischen Archivs
Isabella Huser
Schriftstellerin („Zigeuner“), setzt sich in der Schweiz
für die Anerkennung des Verbrechens gegen die Menschlichkeit ein
Heidi Schleich
Sprachwissenschaftlerin („Das Jenische in Tirol“),
Aktivistin für die Anerkennung der Jenischen
Moderation
Nina Horaczek
Chefreporterin des Falter